Piwis for future
Pilzwiderstandsfähige Rebsorten
Piwi - klingt nach einer exotischen Pflanze, oder?
Ist aber auf heimischen Böden zu finden. Ihre Früchte werden meist in flüssiger Form konsumiert. Bei einem "Piwi" handelt es sich nämlich um eine Weinrebe, die gegen spezielle schadhafte Pilzarten zwar nicht komplett resistent, aber immerhin sehr widerstandsfähig ist. Daher die Abkürzung: Piwi = Pilzwiderstandsfähig.
Trend oder zukunftsweisend?
In Deutschland sind mittlerweile [Stand 2021] etwa 3.000 ha mit Piwis bestockt. Dies entspricht einem Anteil von rund 3% an der gesamten Rebfläche deutschlands. Tendenz: steigend!
Auch wir im Weingut Vinçon-Zerrer sind Piwi-Fans und setzen verstärkt auf die neue Reben-Generation. Aktuell [2023] haben wir knapp 1,5 ha unserer etwa 12 ha bestockten Rebfläche mit Piwis bepflanzt. Tendenz: steigend! :)
Warum sind Piwis attraktiv?
Mit Pilzkrankheiten - wie dem Echten und Falschen Mehltau oder dem Grauschimmel - haben wir Weinbautreibende bzw. unsere Weinreben schon immer zu kämpfen. Durch den Schutz unserer Pflanzen mit speziellen chemischen [konventioneller Weinbau] oder biologischen [ökologischer Weinbau] Fungiziden und zusätzlichen rebenstärkenden Maßnahmen versuchen wir schon seit Jahrzehnten verschiedenen Pilzen, die unsere Reben schädigen möchten, zu Leibe zu Rücken.
Die klimatischen Veränderungen jedoch verstärken den "Pilzdruck" enorm. Es ist mehr Pflanzenschutz notwendig, was zeit- und kostenintensiv ist und gleichzeitig der Natur nicht zuträglich. Vor allem im Bioweinbau ist daher ein Umdenken erkennbar. Jedes Jahr setzen mehr Winzer*innen auf die Weinreben mit Superkraft. Wir zählen ebenfalls dazu.
Weinreben mit Superkraft
Mit dem Umstieg auf Piwis können etwa 80% der bisherigen Pflanzenschutzmaßnahmen eingespart werden! Dadurch kommen Maschinen weniger zum Einsatz, Treibstoff wird eingespart, Böden und Nützlinge werden geschont. Rohstoffe für die Herstellung von Fungiziden können reduziert werden, ebenso verringern sich die Emissionen aus der Herstellung.
Piwis haben somit viele Vorteile für das Klima, die Weinbautreibenden und für dich als umweltbewussten Konsumenten.
Piwi-Vielfalt
Mit der Züchtung von Piwis wurde bereits vor 150 Jahren in Frankreich begonnen. Damals wie heute werden dabei amerikanische Wildreben [die natürliche Resistenzen gegen Pilzkrankheiten aufweisen] mit traditionellen europäischen Reben gekreuzt. Etwa 20 Jahre dauert der Prozess der Züchtung von der ersten Kreuzung bis zur offiziellen Zulassung. Deutschland ist heute federführend, was die Piwi-Züchtung betrifft.
Das Geheimnis der Piwi-Reben
Die Strategien der Wildreben sind einfach, aber erfolgreich. Von Pilzen befallene Zellen lässt die Pflanze absterben, um deren Ausbreitung zu verhindern. Außerdem wachsen die Trauben viel lockerbeeriger, sodass die einzelnen Beeren besser belüftet werden und ein Anhaften von Pilzen schwieriger ist. Diese Anti-Pilz-Strategien konnten erfolgreich weitervererbt werden.
Allround-Talent
Neben der Pflanzenrobustheit weisen Piwis mittlerweile weitere Besonderheiten auf. Durch gezielte Selektionierung bei der Züchtung entstehen Weinreben, die z.B. später austreiben. Dadurch sinkt die Frostgefahr im Frühling. Das ist für uns Winzer*innen quasi wie Weihnachten und Geburtstag zusammen. :)
Rebsorten-Vielfalt
Die Vielzahl an Piwi-Reben steigt ständig. Dennoch sind Piwis noch recht selten und meist unbekannt. Die Namen lassen manchmal auf die europäische Ursprungsrebe und die damit einhergehende Weinaromatik rückschließen [z.B. Sauvignac von Sauvignon Blanc, Muscaris von Muskateller], sind aber oftmals neue Wortschöpfungen. Mittelfristig werden Piwi-Weine sicherlich mehr und mehr an Bekanntheit gewinnen.
Piwis bei Vinçon-Zerrer
Im Weingut Vinçon-Zerrer achten wir bei der Auswahl neuer Piwis [neben den Pflanzenwuchs-Merkmalen und Standortbedingungen] vor allem auf eine passende Ergänzung zu unserem bisherigen Aromen-Repertoire.
Im April [2023] haben wir daher auf einem halben Hektar etwa 2000 Reben "Satin Noir" gepflanzt - unseren ersten roten Piwi. Der europäische Züchtungspartner ist hier der Cabernet Sauvignon, welcher auch bei unseren Cabernet Dorsa und Cabernet Dorio bei der Züchtung beteiligt war.
Beim Weißwein setzen wir auf Sauvignon Blanc und Rivaner ähnliche Reben, wie "Sauvignac" [Pflanzjahr 2021] und Helios [2015 + 2022]. Wir haben uns vor Jahren aber auch schon für den aromatischen weißen Piwi "Muscaris" [2017 + 2018] entschieden, der unsere Weißweincuvées bereichert.
Win-Win-Win
Wir können dir aus eigener, positiver Erfahrung Piwi-Weine sehr ans Herz legen. Aromatisch können sie locker mit den gängigen Rebsorten mithalten. Gleichzeitig kannst du mit dem Genuss von Piwi-Weinen zum Klima- und Umweltschutz beitragen. Win-Win-Win für dich als Konsumenten, uns als Winzer*in und unseren schönen Planeten.
Quellen:
https://piwi-international.org/
https://www.deutscheweine.de/wissen/weinbau-weinbereitung/neue-rebsorten-piwis/
https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/piwis-wein-der-zukunft/